Das grosse Wunder ist nicht, auf den Mond zu fliegen, sondern auf der Erde zu gehen.
Michel Bovay
Kinhin übt man zwischen zwei Zazen. Es ist das Gehen im Rhythmus der Atmung. Wie beim Zazen ist die Konzentration auf jeden Aspekt der Haltung wesentlich. Beim Kinhin ist der linke Daumen im Innern der linken Faust eingeschlossen, die Daumenwurzel drückt gegen das Sonnengeflecht. Die rechte Hand umschließt die linke Faust. Die Unterarme sind waagerecht und parallel zum Boden, die Schultern entspannt. Der Rücken ist gerade, das Kinn zurückgezogen, der Nacken gestreckt, der Blick gesenkt in einem Winkel von fünfundvierzig Grad. Während der Ausatmung drückt man mit der Wurzel der großen Zehe des vorderen Fußes und mit dem ganzen Körpergewicht stark auf den Boden, das Knie ist gespannt. Wie beim Zazen ist die Ausatmung lang, tief, geräuschlos und kraftvoll. Sie ruft eine Ausdehnung unterhalb des Nabels hervor und erschafft in der Haltung eine starke Stabilität. Am Ende der Ausatmung entspannt sich der Körper, die Einatmung geschieht ganz natürlich, gleichzeitig macht man einen halben Schritt vorwärts. Kinhin entwickelt in uns eine Haltung von großer Würde und Noblesse. Die wiederholte Übung von Kinhin, wie auch von Zazen, beeinflußt unser Leben und läßt uns in allen Handlungen des Alltags Gleichgewicht und aufrechten Gang erwerben. In einem Dojo lehrt man die Grundhaltungen. die die Quelle allen Handelns im Alltag werden, wie sitzen, stehen, gehen, liegen — zum Ursprung zurückkehren und sein Leben von diesem Ursprung aus wiedererschaffen. So wird alles die Frucht des Zen.